WVZ-Nr. 2024-002
Abbildung 
Titel 202402 (schwäne so holde)
Kategorie Objekt
Jahr 2024
Technik Reinacrylat-Dispersion und Acrylfarbe in Zellstoff, Acrylfarbe / Draht
Format (h x b x t)
(mR=mit Rahmen; oR=ohne Rahmen)
 11 x 9 x 7,5 cm
Gewicht
 95 Gramm
Signatur
(rs=Rückseite; vs=Vorderseite)
 Günter Koch 202402 (schwäne so holde) (rs)
Verbleib Private Sammlung (K)
Ausstellungen -
Photograph Günter Koch
Bemerkung Aufbewahrung in Pappschachtel (y x y x y cm)



schwäne so holde


wie schwäne sind
 des milden morgen
  floethe

so holdelind
 der wilden rosen
  sproedhe

im winterswind
 den klirrend fahnen
  noethe

[Günter Koch 'schwäne so holde' -
1./Drittel (morgen), 2./Drittel (rosen), 3./Drittel (fahnen)
des Lebens - (Friedrich Hölderlin 'Hälfte des Lebens' skeletonised/enriched) - 2024]


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Metrische Notation:
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'⏑'  =  elementum breve (kurze bzw. unbetonte Silbe)
'—'  =  elementum longum (lange bzw. betonte Silbe)


'— ⏑ ⏑ — ⏑'  =  Adoneus
Der Adoneus ('— ⏑ ⏑ — ⏑') ist zusammengesetzt
aus Daktylus ('— ⏑ ⏑') und Trochäus (— ⏑)


'⏑ — ⏑ ⏑'    =  2. Päon


'⏑ — ⏑ — ⏑'  =  Alkäischer Fünfsilber


'— ⏑'        =  Trochäus



Titel:

  —  ⏑   ⏑  —  ⏑      (Adoneus)
schwäne so holde


1. Strophe:

 ⏑    —  ⏑    ⏑       (2.Päon)
wie schwäne sind

 ⏑   —  ⏑   —   ⏑     (Alkäischer Fünfsilber)
des milden morgen

 —   ⏑                (Trochäus)
floethe



2. Strophe:

 ⏑  —  ⏑  ⏑           (2.Päon)
so holdelind

 ⏑   —  ⏑   —  ⏑      (Alkäischer Fünfsilber)
der wilden rosen

 —   ⏑                (Trochäus)
sproedhe



3. Strophe:

 ⏑   —  ⏑  ⏑          (2.Päon)
im winterswind

 ⏑    —  ⏑     —  ⏑   (Alkäischer Fünfsilber)
den klirrend fahnen

 —  ⏑                 (Trochäus)
noethe


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Dekonstruktion des 2. Verses in der 3. Strophe:
______________________________________________________


den klirrend fahnen

(aus einer Wintermetapher)
(aus einem alkäischen Fünfsilber)
(aus drei Wörtern)
(aus fünf Silben)
(...)


/den k/(l)/irr/end /(f)ahnen/
/denk/   /irr/end /   ahnen /

denk -  gedenke      (Amphibrachys = ⏑ — ⏑)
                                    gedenke
irr -   verworren    (Amphibrachys = ⏑ — ⏑)
                                   verworren
end -   am ende      (Amphibrachys = ⏑ — ⏑)
                                    am ende
ahnen - der ahnen    (Amphibrachys = ⏑ — ⏑)
                                   der ahnen


gedenke verworren am ende der ahnen

(wird ein Memento mori)
(wird ein vierfacher Amphibrachys)
(werden sechs Wörter)
(werden zwölf Silben)
(...)


[Dekonstruktion: Verfahren, bei dem Bestehendes in seine Einzelteile zerlegt und aus diesen anschließend etw. Neues geschaffen wird
(externer Link zu https://www.dwds.de/wb/Dekonstruktion)]


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Links:
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(Hölderlins Meisterwerk 'Hälfte des Lebens' - Onlinekurs des Museum Hölderlinturm, Tübingen - abgerufen am 26.06.2024 (externer Link))

(Hölderlins Meisterwerk 'Hälfte des Lebens' - Versmaß bestimmen (u.a. Alkäischer Fünfsilber, 2.Päon) - Museum Hölderlinturm, Tübingen - abgerufen am 09.11.2024 (externer Link))

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Zitate:
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[...]Die signifikante Plazierung des Adoneus am Anfang, in der Mitte und am Ende des Gedichtes scheint bedeutsam zu sein, nicht zuletzt in Hinblick auf das Thema des Lebensweges.[...]
[...] Der zweite Päon ist ein im Deutschen selten gebrauchter Versfuß, der eine nervöse Unruhe zum Ausdruck bringt und der nach dem 'Versuch einer deutschen Prosodie' von Karl Philipp Moritz, erschienen 1786, 'etwas Hartes' hat und als unpoetisch gilt.[...]

[zitiert nach: Wolfram Groddeck, 'Zahl, Maß und Metrik in Hölderlins Gedicht Hälfte des Lebens', Seiten 168, 170, in: Ulrike Bergermann, Elisabeth Strowick (Hg.), 'Weiterlesen. Literatur und Wissen', transcript Verlag Bielefeld, 2007 (kein Link zur 'Quelle' verfügbar)]


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Textgenese:
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'schwäne so holde' (Textgenese & Akzidentien)